Meine therapeutische Ausrichtung ist grundsätzlich eine psychoanalytische: ich orientiere mich an der Psychoanalyse nach Sigmund Freud und ihren Weiterentwicklungen. Ich vertrete heute den Standpunkt einer „relationalen Psychoanalyse“, die auf eine bestimmte Strömung in der Psychoanalyse seit Sigmund Freud und seinem Schüler Sandor Ferenczi zurückgeht und in der Schweiz am ehesten durch Analytiker wie Fritz Morgenthaler und Arno von Blarer entwickelt wurde. International wird diese Weiterentwicklung der Psychoanalyse vor allem in einer amerikanischen Strömung vorangetrieben, der International Association for Relational Psychoanalysis & Psychotherapy (IARPP), zu deren Gründern Stephen Mitchell und Lew Aron gehören. Diese Strömung stellt keine neue Schule dar. Sie versucht eine zeitgemässe Integration verschiedener psychoanalytischer und verwandter Ansätze. Ich verweise auf meinen Artikel:
Die Freudsche Psychoanalyse überzeugt mich durch ihre disziplinierte Gestaltung der Selbst- und Beziehungsreflexion, ihre konsequente Bezugnahme auf das Unbewusste und die bestens bekannten und die weniger bekannten, manchmal unterdrückten „inneren Stimmen“. Ihr Fokus auf aktuelle wie auch frühere Beziehungserfahrungen gestattet neue emotionale Erfahrungen – einen neuen, erweiterten und flexibleren Zugang zum eigenen Selbst, eigenen Selbstanteilen und Beziehungsmöglichkeiten. In dieser Sichtweise sind psychopathologische Symptome nicht einfach als Unsinn zu verstehen, sondern als wertvolle Hinweise und Botschaften aus dem eigenen Unbewussten, die es zu anerkennen und zu verstehen gilt, aber auch zu nutzen.
Für die Arbeit mit Jugendlichen hat sich für mich stets die Notwendigkeit gezeigt, auch Familie und Eltern in die therapeutische Arbeit mit einzubeziehen. Dies nicht im Sinne einer Verurteilung oder Ursachenzuschreibung wie z.B.: „schuld ist immer die Mutter/der Vater...“, nein, aber die Familie und die Eltern sind am besten platziert und geeignet, um den anstehenden Prozess der therapeutischen Lösungssuche in der Zukunft mitzugestalten. Sie sind wichtige Mit-Träger, wie die Jugendlichen und der Therapeut Expertinnen und Experten der gewünschten Veränderung.
Aus diesem Grund versuche ich, „systemische“ Gesichtspunkte mit den relational-psychoanalytischen zu verbinden – auch ganz praktisch: die Eltern und die Familie werden systematisch und wohlwollend einbezogen, zum gemeinsamen Entdecken und Forschen eingeladen. So findet im Therapiezimmer statt der oft befürchteten „Gerichtssitzung“ häufig in humorvoll-lockerer und stets freundlich-supportiver Atmosphäre ein gemeinsames Aushandeln und neues Sich-Verstehen statt: wie sollen die Ziele von Familie, Eltern und Klientin/Klient am ehesten erreicht werden? Wie können die unterschiedlichen Bedürfnisse der Familienmitglieder dabei angemessen berücksichtigt werden? Was geht in X vor, wenn er dies oder das tut?
Wenn durch diese Familien- und/oder Elternarbeit eine sichere Basis für die weitere Entwicklung entsteht oder verstärkt wird, können Jugendliche aus einer parallelen „Einzeltherapie“ zumindest früher und tiefgehender Nutzen ziehen als ohne diese Basis. Ihre Selbst-Entwicklung bedeutet dann nicht, dass sie eine sichere familiäre Basis verlieren oder aufgeben müssen – im Gegenteil.
Diese psychoanalytische-systemische oder eben relationale Ausrichtung findet auch Anwendung im «Institut für Kinder-, Jugendlichen- und Familientherapie» Luzern (KJF), in dem ich als Gründungs- und Leitungsmitglied, als Dozent und als Supervisor über lange Zeit mitgearbeitet habe.
Siehe:
www.institut-kjf.ch